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27.September bis 25.Oktober 1997
Vernissage: Freitag, 26.September, 19 Uhr
Kunstraumgespräch: Donnerstag, 23.Oktober, 19 Uhr, mit Christoph Doswald
Öffnungszeiten
Do+Fr 1619 Uhr, Sa 1114 Uhr
Hannes Rickli
" G r e e n A m b e r "
Amber 1
Der in Zürich lebende Hannes Rickli (*1959) betreibt Bildforschung im
Rahmen künstlerischer Versuchsanordnungen. Mit akribisch durchgeführten
Versuchsreihen geht er beharrlich den Bildern auf den Grund, hinterfragt
sie, legt ihre Konstruktion offen, zeigt scheinbar Unverrückbares und
Feststehendes in neuem Licht und justiert damit die Wahrnehmung des
Betrachters mit einem anderen als dem herkömmlichen Massstab.
Unter dem Titel «Green Amber» wird der Künstler in Aarau eine neue
Arbeit vorstellen, welche in ihrer formalen Erscheinung und ihrer
konzeptionellen Ausrichtung wohl am radikalsten den Brückenschlag
zwischen Technik, Forschung und Kunst vollzieht. «Green Amber» besteht
zum einen aus einem zeltartigen Gehäuse, das diagonal im Kunstraum steht
und durch diese örtliche Positionierung die Bewegungsfreiheit der
Ausstellungsbesucher einem klaren Dispositiv unterwirft. Das Gehäuse,
ein mit sogenannter Astronautenfolie bespanntes Gerüst, entpuppt sich
bei genauerem Betrachten als regelrechter Tunnel, ist auf den kurzen
Seiten offen. Und: es besitzt nicht nur eine räumliche, sondern auch
eine thermische Qualität die Körpertemperatur der Besucher und die
darin untergebrachten Natriumdampf-Lampen lassen den künstlichen
Innenraum wärmer werden als die Umgebung. Obwohl derart prominent
plaziert und von enormem Ausmass, ist das Astronautenzelt lediglich als
gigantische Fussnote zu verstehen. Es erinnert an die Forschungszelte
bei naturwissenschaftlichen Feldstudien, die dazu dienen, einen
bestimmten Forschungsbereich örtlich einzugrenzen.
Genau darum geht es dem Künstler. Doch im Gegensatz zu seinen
Berufskollegen befindet sich der Forschungsgegenstand nich im Innern des
Zeltes: es ist, bis auf die Lampen, leer. Das Zelt mag allenfalls als
Denkraum fungieren, sozusagen das Entrée, die Schleuse des Labors
markieren, die Initalisierung in den Untersuchungsgegenstand vornehmen.
Schliesslich geht es bei «Green Amber» um «monochromatische Arbeiten«,
wie der Künstler bemerkt, wenn er im Forschungstunnel ein Licht
einsetzt, welches ein Farbsehen verunmöglicht und die Augen der
Ausstellungsbesucher einer temporären Farbblindheit aussetzt. Farbe und
damit die eigentliche Forschungsbefragung findet erst im Aussenraum
statt. Dort kontrastiert Rickli zwei Farbwertigkeiten, die jedem
Besucher hinlänglich bekannt sind: Das Grün (Green) und das Gelbgold
(Amber) der Bildschirme aus der Steinzeit der Computer. Doch die
Monitore aus gebrauchten Geräten entnommen wurden vom Künstler ihrer
ursprünglichen Funktion (der Datenverarbeitung) entfremdet, oder aber,
wenn man so will, ihrer eigentlichen Funktion wieder zugeführt: sie
zeigen nämlich keine Zahlen oder Buchstaben, sondern Bilder. Und zwar
Bilder, die auf nichts anderem basieren als auf den beiden Farbwerten
Grün oder Amber. Also verwandelt sich der Screen eines Bank-Monitors zur
sinnlich blühenden Sonnenblume, das Arbeitsgerät eines Physikers zum
frugalen spätsommerlichen Kornfeld, die digitale Oberfläche zur
vegetalen Projektion, das Abstrakte zum Figurativen. Indem Rickli diese
kippenden Grenzbereiche von Technik und Ästhetik kenntlich macht, sie
mittels offenkundigen, aber durch eindimensionale und monokausale
Wahrnehmung verschüttete Bilder offenlegt, gelingt ihm eine analytische
Synthese von seltener Schönheit und Eindrücklichkeit.
Christoph Doswald
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Kunstraum Aarau Tellistrasse 118 CH-5000 Aarau
http://www.echo.ch/-kunstraum
©1996/97 bei den Autorinnen und Autoren sowie Kunstraum Aarau
eMail: [arts]
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